Die Jägersprache, oft auch als Waidmannssprache bezeichnet, ist eine Fachsprache. Sie setzt sich v.a. aus Fachwörtern aus dem Bereich der Jagd zusammen und wird von den Jägern verwendet. Heutzutage soll durch sie auch das jagdliche Brauchtum geschützt und erhalten werden. Ihre Ursprünge hat die Jägersprache in der präzisen Beschreibung von Naturbeobachtungen und Zeichen des zu erlegenden Wildes. Sie diente auch als bewußte Absetzung des Adels vom „gemeinen Volk“. Viele Ausdrücke der Jägersprache haben aber im Lauf der Jahrhunderte auch Einzug in die Alltagssprache gefunden, so z.B. der Ausdruck „durch die Lappen gehen“. Damals spannte man bei der sog. Lappjagd Stoffe auf, um das Wild in eine bestimmte Richtung zu lenken oder am Flüchten zu hindern (sieht man heutzutage manchmal auf alten Gemälden in Schlössern, wenn Jagdszenen des Adels dargestellt werden). Normalerweise ging das Wild nicht unterhalb der Lappen (Stoffteile) durch. Wenn aber doch, so war einem das Wild „durch die Lappen gegangen“.
Beispiele aus der Jägersprache
Abnicken
Das verletzte Wild wird nach Schuss oder Unfall mit einer blanken Waffe (z.B. Jagdmesser) durch Stich in das Genick getötet.
Abwurfstange
Das abgeworfene Geweih von Geweihträgern (z.B. Hirsche)
Äser
Als Äser bezeichnet man das Maul des Haarwildes. Damit nimmt es Äsung auf, worunter der Jäger Nahrung versteht.
Ansprechen
Das sagt der Jäger, wenn er das Wild nach Art, Geschlecht, Alter und Zustand beurteilt.
Blattschuss
Damit ist nicht das Blatt eines Tieres gemeint, sondern das Herz. Als im 18. Jahrhundert der Adel begann Jäger auszubilden, wurde auf den Wildscheiben, auf denen man das Schießen übte, auf die Stelle, an der sich das Herz befindet, ein Eichenblatt geklebt. Der Lehrprinz befahl dann, immer auf das Blatt(Eichenblatt) zu schießen! Daher ist nicht der Schuss auf die Blattschaufel gemeint!
Brunft
Die Paarungszeit allen Schalenwildes, beim Rehwild Blattzeit.
Decke
Das ist das Fell vom Schalenwild (Rotwild, Rehwild, Damwild). Bei den Wildschweinen (Schwarzwild) nennt man es Schwarte.
Dick gehen
Damit bezeichnet man trächtiges Wild.
Fangschuss
Eine Schussabgabe um verletztes, aber nicht tödlich getroffenes oder auch angefahrenes Wild zu töten.
Frischling
Ein frisch geborenes Wildschwein im ersten Lebensjahr.
Gewaff
Die Waffen des Schwarzwildes, d.h. die oberen und unteren Eckzähne. Beim männlichen Schwarzwild( Keiler) bezeichnet man die oberen Eckzähne als Haderer, die unteren als Gewehre. Bei den Bachen sind es einfach die Haken.
Haupt
Der Kopf alles Schalenwildes, das zum Hochwild zählt.
Hexenringe
Das sind Spuren, die der Rehbock (männliches Reh) und die Ricke (weibliches Reh) während der Paarungszeit im Getreide hinterlassen.
Hochwild
Früher dasjenige Wild, was nur der Hochadel bejagen durfte. Dies war z.B. alles Schalenwild außer das Rehwild. Rehwild war das einzige Kopfschmuck tragende Wild, das der Niederadel bejagen durfte. Heute sind die Bezeichnungen für diese Wildarten noch üblich.
Jägerlatein
Das ist so etwas wie das Anglerlatein, nur bei Jägern. Also die mehr oder weniger wahre Erzählung über jagdliche Erlebnisse oder Jagderfolge.
Jungjäger
So kann auch ein Jäger mit 80 Jahren heißen, vorausgesetzt er hat gerade die Jagdscheinprüfung abgelegt und seinen ersten Jagdschein erhalten. Man bleibt drei Jahre lang Jungjäger. In dieser Zeit als Jungjäger ist man nicht jagdpachtfähig, d.h. man kann kein eigenes Revier pachten.
Kitz
So bezeichnet man das Jungtier bei Rehen, Gämsen (Gamswild) oder Steinwild (Steinbock).
Kurzwildbret
Die Geschlechtsteile des männlichen Schalenwildes.
Luder
Bezeichnung für ein totes Tier oder Teile davon, die als Köder für Raubtiere verwendet werden.
Malbaum
Ein Baum, an dem sich Wild (meist Schwarzwild) gerieben hat.
Niederwild
Vom Schalenwild nur das Rehwild, daher ist die Bezeichnung Träger und Haupt beim Rehwild nicht richtig.
Pirsch
Eine Jagd, bei der der Jäger meist allein vorsichtig und leise versucht, sich dem Wild unbemerkt zu nähern.
Rotte
So nennt man eine Gruppe von Wildschweinen.
Rudel
Dies bezeichnet eine Gruppe von mehreren Tieren einer Schalenwildart (z.B. Rehe, Rotwild etc.)
Schalenwild
Damit bezeichnet man die dem Jagdrecht unterliegenden Paarhufer (Horträger, Geweihträger und Schwarzwild). Deren Klauen werden in der Jägersprache als Schalen bezeichnet.
Schweiß
Das sagt der Jäger, wenn er das Blut des Wildes oder des Jagdhundes meint. Allerdings nennt er es erst so, wenn es aus dem Körper ausgetreten ist.
Schweißhund
Ein Jagdhund, der darauf trainiert ist, blutendes (schweißendes) Wild zu finden und zu stellen.
Teller
Ohren der Wildschweine (Schwarzwild)
Träger
Der Hals des Schalenwildes, das zum Hochwild zählt.
Welpe
Ein Jungtier von Raubtieren. So nennt man daher auch die Jungen von Katzen und Hunden (sind ja auch Raubtiere).
Wundbett
Eine Stelle, an der sich das verwundete Tier niederlegt.
Zerwirken
Das Zerlegen von Wild in küchenfertige Teile.